Bedürfnisse sind per se nicht verhandelbar. Nur die Art und Weise, wie sie gestillt werden, ist es!

Als Kompromiss wird grundsätzlich ein »Sich-irgendwo-in-der-Mitte-treffen« bezeichnet. Jeder geht ein Stück auf den Anderen zu und ein Stück von sich selbst weg. Gewinn und Verlust der Beteiligten reichen einander die Hände. Anders ausgedrückt könnte man das auch so in Worte fassen: »Ein Kompromiss ist nur dann gerecht, brauchbar und dauerhaft, wenn beide Parteien damit gleich unzufrieden sind (Henry Kissinger).«

In unserem normalen, eingetrichterten Beziehungsverständnis sind Kompromisse fest verankert, völlig legitim und quasi eine kleine Säule jeder vernünftigen Beziehung. Wie soll dass denn auch anders funktionieren wenn Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinandertreffen?

Statt auf Vielfalt und Individualität zu setzen wird eine interessante Menschen-Kombination zu Einheitsbrei verarbeitet. Dafür steht in den meisten Fällen dieser gut gemeinte, nette Kompromiss. Immerhin verlassen beide Parteien ihr Bedürfnis, ihren Standpunkt, ihre Priorität, etwas das ihnen am Herzen liegt und lassen sich auf einen faden Mittelweg ein, der am Ende und vor allem auf Dauer weder glücklich, noch zufrieden und schon gar nicht erst besonders lebendig machen wird.

Da Bedürfnisse der Antrieb sind, für alles was wir tun oder unterlassen, sind sie auch maßgeblich dafür verantwortlich, wie intensiv, lebendig und erfüllend wir unser Leben wahrnehmen. Somit ist der Grad der Erfüllung unserer Bedürfnisse als Parameter für die Qualität unseres Lebens zu sehen. Schon erstaunlich wie unreflektiert, verantwortungslos und achtlos wir oft mit diesem Herzstück unseres Menschseins umgehen.

Also was bleibt wenn sich zwei Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gegenüberstehen UND dabei ihr Innerstes wahren wollen?

  • Ehrlich in Kontakt treten und die unterschiedlichen Bedürfnisse eruieren, sehen und achten lernen.
  • Nach Lösungen und neuen Ansätzen suchen, die beiden unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden. Wo wir endlich beim Konsens gelandet wären.
  • Falls das aktuell – aus welchen Gründen auch immer – nicht möglich sein sollte, bleibt immer noch eins übrig (aus meiner Sicht DAS Wunderwerkzeug und Heilmittel einer jeder Beziehungskrise): Zugewandt und liebevoll einen Raum halten lernen in dem diese Unterschiede existieren dürfen. Spätestens, wenn man das zusammen schafft, finden sich gute Lösungen für alle Beteiligten.